Bei mir zu Hause, 10.000 Kilometer vom Eiffelturm entfernt…

Bei meiner Mission in Lubumbashi wurde mir bewusst, dass ich auch 10.000 km vom Eiffelturm entfernt zu Hause sein kann! Ich ging fort, um zu versuchen, den Willen des Herrn zu tun, und ich fand, dass mich das glücklich macht und dass ich von Überraschung zu Überraschung stolperte.

„Ich war erst vor kurzem an meinem Missionsort in Lubumbashi angekommen und nahm an den Aktivitäten einer Gebetsgruppe in der Gemeinschaft Emmanuel teil (obwohl diese Gemeinschaft damals im Kongo – Zaire noch nicht existierte). In Verbindung mit dieser Gebetsgruppe hatte man ein Einkehrwochenende organisiert. Es fand in einem Schulgebäude statt, das etwa zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt lag.

Da der Transport für die jungen Leute, die zum Wochenende kamen, unsicher und oft zu teuer war, erklärte ich mich bereit, den Lastwagen des Sojaprogramms, für das ich verantwortlich war, zur Verfügung zu stellen (obwohl ich damals höchstens 21 Jahre alt war…).

Am Ende des Wochenendes lud ich gut dreißig junge Leute auf die Ladefläche des Lastwagens und fuhr zurück in die Stadt. Etwa auf halbem Weg begegneten uns andere Jugendliche, die auch beim Wochenende dabei gewesen waren und schon zu Fuß losgelaufen waren. Kaum hatte ich den Lastwagen angehalten, stürzten sich die jungen Leute wie wild darauf und brachten so die Stoßdämpfer und sogar meine Achsen in Gefahr. Dieses im Land so übliche Gedrängel, wenn endlich ein Transportmittel eintrifft, schockierte mich total, denn diese jungen Leute hatten doch gerade ein Wochenende des Gebets und der Nächstenliebe erlebt. Ein solcher Mangel an Rücksicht und Achtung füreinander machte mich wütend, ich stieg aus der Fahrerkabine und schrie sie an. Bald herrschte Stille und ich hätte zufrieden sein können. Aber die Blicke sprachen Bände über den Schock, den mein Ausbruch und meine harten Worte ausgelöst hatten… Die Rückfahrt erfolgte, ohne dass jemand den Mund aufmachte.

Am nächsten Tag kam ein alter Missionarsvater, ein Mann voller Weisheit, und erklärte mir wie unangemessen meine Reaktion gewesen war. Wenn ich als Muzungu (Weißer) brüderliche Beziehungen zu den Zairern aufbauen wollte, musste ich das herrschsüchtige Verhalten der vielen Kolonisten sein lassen, das diese in der Vergangenheit an den Tag gelegt hatten. Diese Vergangenheit lag damals noch nicht so weit zurück. Trotz seiner Liebenswürdigkeit, die man auf seinem Gesicht ablesen konnte, sagte er mir sogar, dass meiner Mission vorzeitig beendet werden könnte, sollte sich ein solches Verhalten wiederholen.

Ich hatte meine Lektion verstanden: Beim nächsten Treffen der Gebetsgruppe machte ich es wieder gut und vor allem begriff ich, dass ich als Missionar des Herzens Jesu (da ich diese Mission in Paray empfangen hatte) ein sanftmütiges und demütiges Herz wie seines haben musste… Diese Lektion hat mir im Nachhinein und vor allem in meinem Dienst als Priester, den ich seit mehr als 25 Jahren ausübe, enorm geholfen!“