Maria Körber (DE)


India,
Chennai

Fidesco Volontäre zurück von der Mission am 15. September 2013Erzieherin

Maria hat zwei Jahre in einem Don-Bosco-Projekt in Chennai Südosten Indiens mitgearbeitet. Als Erzieherin war sie für die Koordination verscheidener Kindergärten und die Abendbetreuung von Internatsmädchen zuständig.

Die Aufgabenvielfalt hat Maria zu Beginn ihrer Mission selbt beschrieben:

I. Verantwortlich für den Kindergarten.

Das Don Bosco Center hat an drei verschiedenen Orten Kindergärten mit insgesamt 8 Gruppen mit jeweils ca. 50-60 Kindern: 4 Gruppen sind im Center, und jeweils zwei weitere Gruppen sind an zwei anderen Standorten, ca. 2 km vom Center entfernt. Im ersten Monat habe ich alle Gruppen besucht, die Erzieherinnen („Teachers“) etwas kennengelernt und ihnen zugeschaut, wie sie den Alltag mit 100 bzw. 200 Kindern meistern.

Ich wurde immer sehr herzlich mit Liedern, Fingerspielen, Tänzen und einer „kurzen“ Vorstellungsrunde mit den Namen der Kinder empfangen und konnte schnell zu jedem der Teachers einen guten Kontakt herstellen, auch wenn ich bis dato kaum ein Wort Tamil konnte und die meisten Teachers kaum ein Wort Englisch sprechen konnten. Sie alle freuen sich sehr, dass ich da bin und nach und nach die Arbeitsbedingungen für die Erzieherinnen und die Lernbedingungen für die Kinder verbessern und weiterentwickeln möchte. Dass dies eine große Herausforderung wird, wurde mir recht schnell bewusst.

Hier ein kurzer Tagesüberblick aus der Creche hier im Center:

Bis 10 Uhr kommen alle Kinder. Ab 10 – 10.30 Uhr sitzen alle Kinder (200, wenn alle da sind) auf dem Fliesenboden vor den Teachers, die mit dem Mikrofon verschiedene Lieder und Fingerspiele, Reime und
Gebete auf Englisch und Tamil vortragen, die dann von den Kindern im Chor wiederholt werden, so laut wie möglich. Danach gibt es 1 Stunde Fernsehzeit für alle, die Teachers sitzen auf kleinen Hockern um die Kinder herum und passen auf, dass auch alle Kinder in Richtung Fernseher schauen und nicht spielen – was nach 10-15 Minuten allerdings der Fall ist, was ganz normal ist für die 2-5jährigen. Danach geht es in die „Klassen“, in die 4 verschiedenen Gruppen, aber alle bleiben in einem Raum. Der Teacher unterrichtet die Kinder, zeigt z.B. auf ein (noch original verpacktes) Puzzle mit Tieren oder Fahrzeugen, benennt diese auf beiden Sprachen und die Kinder wiederholen es laut. So geht es mit Farben, Tieren, Pflanzen, Stoffen, Fahrzeugen, Zahlen, Alphabet,… Die Kinder können alles perfekt wiederholen oder gar auswendig aufsagen, sobald ich aber eine Zahl überspringe, stellt das ein unlösbares Hindernis dar. Danach holen die Kinder ihre Hausaufgabenhefte und ihre Tafeln mit Kreide, auf denen das ABC und die Zahlen auf beiden Sprachen vom Erwachsenen vorgeschrieben und vom Kind daneben abgeschrieben werden. Nach einer Stunde Unterricht folgt eine kurze Spielzeit von ca. 15 Minuten, die allerdings sehr vom Erwachsenen vorgegeben wird. Um 12.30 Uhr gibt es „Sapper“ (Essen) und anschließend Mittagsschlaf bis 15 Uhr, denn dann werden die Kinder bald schon wieder abgeholt von den Eltern.

II. Ausbildung des Personals im Kindergarten
Das (pädagogische) Personal im Kindergarten sind Frauen, die nach dem normalen Highschool-Abschluss keine weitere Ausbildung hatten und somit keinerlei Hintergrundinformationen zur pädagogischen Arbeit am Kind und dessen Entwicklung haben. Aus diesem Grund hat mich der Direktor des Centers, Father Edwin Vasanth,
gebeten, die wichtigsten theoretischen Basisaspekte nach und nach dem Personals zu vermitteln.

III. Abendprogramm für die Internatsmädchen

Das Abendprogramm für die Mädchen beginnt für mich um 16.30 Uhr, bis 17 Uhr Zeit zum Spielen, danach gibt es eine Kleinigkeit zu Essen und ab 17.30 Uhr beginnt die Hausaufgabenzeit. Anschließend ist um 19.30 Uhr Abendgebet (Rosenkranz) und um 20 Uhr Abendessen. Soweit in der Theorie der grobe Ablauf für die Mädchen, allerdings gibt es fast täglich Änderungen. Seit dem ersten Tag bin ich fast komplett auf mich alleine gestellt,die Hausaufgabenzeit betreue ich durchgängig alleine. Die Mädchen sprechen nur vereinzelt ein paar wenige Worte Englisch, was die Verständigung nicht gerade erleichtert. Allerdings ticken die Mädchen hier genauso wie in Deutschland auch, sodass ich nach wenigen Tagen für die Hausaufgabenzeit die ersten zwei Regeln aufgestellt habe:

1. Jede hat täglich den gleichen Platz für die Hausaufgaben, weit genug vom Nachbar entfernt, es ist Ruhe im Raum.
2. Ich kündige (auf Tamil!) vor den Hausaufgaben an, dass sie jetzt auf die Toilette gehen können, während den Hausaufgaben nicht. Vorher saßen die Mädchen kreuz und quer im Raum verteilt, teilweise haben sie Perlenketten aufgefädelt oder Papierflieger gebastelt… Den Trick „Ich muss mal kurz auf die Toilette – und erscheine aber erst nach 20 Minuten wieder“ kennen sie hier auch sehr gut. Also alles ganz „normal“.

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