Ein Blick, der hÀngen bleibt

 

 

Nach und nach, im Laufe der Mission, bin ich in der Hoffnung gewachsen. Wir fanden uns oft in Situationen wieder, in denen es nach menschlichem Ermessen nicht mehr viel Hoffnung gab. Wir haben begriffen, dass man in diesem Moment eine Wahl treffen muss: in Kritik und Resignation zu verfallen oder sich fĂŒr die Hoffnung zu entscheiden. Diese kleine Flamme, die tief in uns flĂŒstert, dass fĂŒr Gott nichts unmöglich ist und dass alles in seiner Hand liegt 
 Welch eine Gnade ist es auch heute noch, immer mit dieser Hoffnung verbunden zu sein: Hoffnung fĂŒr unsere Welt, fĂŒr die Kirche, fĂŒr unsere Kinder, fĂŒr uns als Ehepaar, fĂŒr unsere Familie, fĂŒr unsere Arbeit
 Das ist das Geschenk der Mission.

Eine Begegnung hat mich tief geprĂ€gt, die mit einer jungen Frau: Mirabelle. Sie war seit mehreren Jahren HIV-positiv und wurde mal besser und mal schlechter behandelt. Ich traf sie zum ersten Mal, als sie mit ihrem sechs Monate alten Baby kam, um sich beraten zu lassen. Ihr Baby war stark unterernĂ€hrt. Schon ihr erstes Kind war ein Jahr zuvor unter den gleichen Bedingungen gestorben. Sie war in einem großen menschlichen und sozialen Elend. Der Kontakt zu ihr war schwierig, denn sie war sehr zurĂŒckhaltend, sah mich nie an und senkte ihren Blick die ganze Zeit, wenn wir uns trafen. aben wir sie vier Monate lang aus den Augen verloren. Als sie wieder kam sagte sie, ihr Baby sei gestorben und sie sei wieder schwanger.

Daraufhin beschloss ich, meine ganze Energie, Liebe und Geduld darauf zu verwenden, dass ihre Schwangerschaft gut verlaufen sollte und dass dieses Kind leben wĂŒrde! WĂ€hrend ihrer Schwangerschaft und dann in den ersten Lebensmonaten ihres Babys begleitete ich sie und gab ihr Tipps zum Stillen. Emmanuel ihr kleiner Sohn hat sehr gut zugenommen und ich gratulierte ihr jedes Mal. Sie kam regelmĂ€ĂŸig zu unseren Treffen, aber sie war immer sehr still und ohne mich je anzusehen, immer mit gesenktem Blick. Ihr Baby war inzwischen sechs Monate alt, hatte die Entwöhnungsphase gut ĂŒberstanden und nahm weiter an Gewicht zu. Und vor allem: Der erste HIV-Test war negativ! Was fĂŒr eine Freude! Im Juli sah ich sie zum letzten Mal, und ich hatte ein Paket mit Kleidern fĂŒr Emmanuel zusammengestellt. Ich schenkte es ihr und sagte, dass ich mich freuen wĂŒrde, wenn Emmanuel die Kleider meines Sohnes Guilhem tragen könnte. In diesem Moment fing sie an zu weinen, hob ihren Blick und schaute mir direkt in die Augen. Sie sagte mir, dass sie sich an mich gewöhnt habe und dass wir Freunde seien. Dann begann sie zu reden und erzĂ€hlte mir von ihrem Leben. Ich war sehr bewegt! Der Blick von Mirabelle war ein außergewöhnliches Geschenk fĂŒr mich. Dieser Blick als Gegenleistung fĂŒr zwei Jahre Mission… das reicht mir!