Helene und Martin DANLER (AT)

Zambia,
Chikowa
Martin und Helene sind inzwischen wieder zurĂŒck in Ăsterreich
Zwei spannende, herausfordernde, aber auch bereichernde Jahre liegen hinter ihnen. In ihrem letzten Missionsbericht schauen sie gemeinsam mit uns auf ihre Zeit in Sambia zurĂŒck:
„Liebe Freunde, liebe Familie,
voller einprĂ€gsamer Erinnerungen und Momente blicken wir ein wenig wehmĂŒtig auf die letzten zwei Jahre Mission in Sambia zurĂŒck. Heute in genau zwei Wochen sitzen wir bereits im Flugzeug nach Ăsterreich. Es ist nicht leicht zu fassen, dass wir sehr bald wieder in der „Zivilisation“ unter Gleichgesinnten sein werden. Aber können wir wirklich Gleichgesinnte sagen? Naja, die Kultur und die Hautfarbe ist die gleiche, doch wie sehr haben die zwei Jahre Afrika unseren Blick und unsere Denkweise geprĂ€gt? Eine Kultur, in der Zusammenhalt innerhalb einer Familie und eines Stammes an erster Stelle steht und jeder, der nur im Entferntesten miteinander verwandt ist, zusammenhĂ€lt: beim Pflanzen, Ernten, der Kindererziehung und Altersvorsorge. Auch finanziell unterstĂŒtzen sie sich ohne Wenn und Aber. Alles gehört allen und keiner wird zurĂŒckgelassen. Eine Kultur, in der niemand gestresst durch das Leben geht, sondern jeder das Leben genieĂt. Bei uns lebt man das âZeit ist Geldâ – hier leben sie mit dem Motto âpangono, pangonoâ (langsam, langsam â mit der Zeit). Und diese Einstellung zieht sich durch ihr ganzes Leben. Die Menschen sind so glĂŒcklich und jeder ĂŒberlebt, weil jeder zusammenhĂ€lt und am gleichen Strang zieht. Es gibt keine Burnouts oder psychischen Probleme wegen ArbeitsĂŒberforderungen⊠Das sind ein paar von ihren schönen Kultureigenschaften, die wir hier sehen und lernen durften, um nur ein paar Beispiele zu nennen⊠All diese Momente, Erfahrungen und Erlebnisse werden wir in unserem Herzen mitnehmen und versuchen, damit einen neuen Platz in unserer alten-neuen Heimat zu findenâŠ
AnfĂ€ngliche Herausforderungen â ein Blick an den Anfang
Ich kann mich noch gut an ein paar Erlebnisse am Anfang erinnern, bei denen wir nicht wussten, was wir antworten, tun oder wie wir am besten reagieren sollten. Einmal kamen wir in ein Dorf. Der Dorfhauptmann, seine Frau und ein paar andere Erwachsene aus dem Dorf empfingen uns vor ihrem Haus und boten uns an, uns doch bitte hinzusetzen. Es gab drei StĂŒhle und eine Matte am Boden. Nun war die Preisfrage: welcher Platz war fĂŒr uns, welcher fĂŒr die MĂ€nner, die Frauen und welcher fĂŒr den Hauptmann bestimmt? Englisch konnten sie nicht. Wir wollten beide bescheiden sein und setzten uns auf den Boden. Doch der Hauptmann gab Martin sehr deutlich zu verstehen, dass sein Platz neben ihm auf dem Stuhl war. SpĂ€ter kamen wir drauf, dass die Frauen ĂŒblicherweise am Boden sitzen und die MĂ€nner auf den StĂŒhlen. Egal ob alt oder jung, Gast oder nicht. Ein anderes Erlebnis das Martin nicht so schnell vergessen wird, war ganz am Anfang, als er noch Unternehmertum am Fachkolleg unterrichtete. Gut vorbereitet gab Martin, so wie wir es in Europa mit praktischen Beispielen, einbinden der StudentInnen und gemeinsamen Diskussionen kennen, seine erste Unterrichtsstunde. Doch der Unterricht war ein Desaster. Alles was die StudentInnen wollten, war Frontalunterricht mit fix-fertig prĂ€sentierten Definitionen. Mit dieser Methode wurden sie nĂ€mlich von klein auf schon immer unterrichtet und mit allem anderen konnten sie ĂŒberhaupt nichts anfangen.
Womit wir anfĂ€nglich auch groĂe Schwierigkeiten hatten, war das Lesen ihrer Emotionen. AuĂer, wenn sie gerade ein Ereignis feiern, zeigen die Sambier kaum Emotionen. Eines Tages, als ich mit einem Arbeiter, der die Schule renovieren sollte, einen Tagelohn ausmachte und eine Geldsumme nannte, kam absolut keine Reaktion. Der Mann starrte mich einfach nur an. Ich war unheimlich irritiert und wusste nicht: hatte ich vielleicht einen unverschĂ€mt geringen Lohn fĂŒr die Arbeit gefragt? Als der Mann nach einer gefĂŒhlten Minute âno problemâ sagte, war ich doch ein wenig erleichtert. WĂ€re es zu wenig gewesen, hĂ€tte er schlieĂlich doch irgendetwas gesagt. Im Nachhinein kam ich darauf, dass ich ihm ĂŒberdurchschnittlich viel geboten hatte. Inzwischen haben wir gelernt, die kaum vorhandenen und anfĂ€nglich nicht ersichtlichen Emotionen zu erkennen und zu deuten. Auch haben wir gelernt, uns ihrer Sprache anzupassen. Diejenigen, die Englisch sprechen, haben ein sehr einfaches Englisch. Ohne groĂ formulierte SĂ€tze, nur mit einer einfachen Sprache, in der sie jedes ĂŒberflĂŒssige Wort einfach weglassen, kommen sie direkt auf den Punkt. Zum Beispiel kommt Esther (unsere Shopkeeperin) nachdem sie das Brot fĂŒr den Shop gebacken hat zu mir, damit ich die Brote zĂ€hle und ruft mich mit einem kurz und knackigen: âHelen, you must come, count bread.â (Helene, du musst kommen, zĂ€hle Brot). Auch das âBitteâ lassen sie hier weg. Das existiert in ihrem Sprachgebrauch nicht. DafĂŒr umso mehr das âDankeâ oder âEntschuldigungâ. âDankeâ sagen sie dafĂŒr wirklich fĂŒr alles. Manchmal ersetzten sie das âBitteâ sogar damit. Schon oft ist es mir passiert, dass ich neben einem Einheimischen gehe, ĂŒber etwas stolpere oder mich wo anstoĂe und sie neben mir âSorry, sorryâ sagen. Das ist irgendwie voll nett.
Viel haben wir einfach mit der Zeit gelernt und uns langsam an ihre Kultur und Umgangsart angepasst und angenĂ€hert. Mein Bruder, der uns kĂŒrzlich besuchen kam, meinte zu mir, ich hĂ€tte ein schrecklich sambisches Englisch entwickelt. DafĂŒr habe ich jetzt, im Gegensatz zum Anfang unserer Mission, zumindest mit den Einheimischen absolut keine VerstĂ€ndigungsprobleme mehr.
Afrika â eine Lebensschule
Auf uns mehr oder weniger alleine gestellt – in einer praktisch neuen Welt ohne Familie und Freunde um uns herum â mussten wir uns eine gegenseitige StĂŒtze sein. Oft konnte uns, mit allem was wir gerade erlebten oder durchmachten, niemand ganz verstehen. Das brachte uns dazu, dass wir in unserer Beziehung noch richtig weiterwachsen konnten.
Auch lernten wir alles noch mehr wertzuschĂ€tzen. Wenn es mal fĂŒr ein paar Tage kein flieĂendes Wasser im Haus mehr gab, dann wurde entweder einfach nicht geduscht oder man ging mit Flaschen oder KĂŒbeln bepackt zum nĂ€chsten Bohrloch um Wasser zu pumpen. Oder es gab ein spontanes Candle-Light-Dinner, wenn es wieder einmal einen Stromausfall gab. Der Strom wird in Sambia nĂ€mlich durch einen Staudamm erzeugt. Damit der Wasserspeicher nicht zu schnell aufgebraucht wird, mĂŒssen sie immer wieder die Stromversorgung unterbrechen.
Was sich bei uns am meisten geĂ€ndert hat, ist definitiv unser Weltbild und unser Blick auf Afrika. Vor unserer Ankunft in Sambia wussten wir nur wenig ĂŒber Afrika im Allgemeinen. Man sieht die Bilder und Aufnahmen aus Nachrichten und Dokumentationen und bekommt ein Bild geprĂ€gt von Armut und LehmhĂŒtten mit StrohdĂ€chern. Mit Sambia selbst gab es fĂŒr uns noch keine BerĂŒhrungspunkte und so hatten wir auch noch keine Vorstellung was uns erwartete. Als wir das erste Mal in Lusaka, der Hauptstadt Sambias ankamen, wurden wir begrĂŒĂt von viel StraĂenverkehr, Staub und geschĂ€ftigem
Treiben entlang der StraĂen. GefĂŒhlt hĂ€tten wir uns auch in SĂŒditalien befinden können. An der HauptstraĂe in der Hauptstadt kam man an HochhĂ€usern, Hotels, Einkaufszentren und GolfplĂ€tzen vorbei. Mit dem Einfluss der westlichen LĂ€nder entsteht ein Lebensstil, den sich nur die allerwenigsten leisten können. Umso krasser war der Kontrast, als man an Ă€rmere Viertel vorbeikam. Es gibt eine riesengroĂe Kluft zwischen reich und arm. Doch was bedeutet es âarmâ zu sein? Sich kein Mobiltelefon leisten zu können, kein Dach ĂŒber dem Kopf zu haben oder Hunger zu leiden? WĂ€hrend unserer Zeit in Chikowa lernten wir eine neue Perspektive kennen: die Menschen sind nicht so arm wie man auf den ersten Blick meint und sie sind viel fortgeschrittener, als wir mit unserem anfĂ€nglichen Afrikabild angenommen hatten.
Am Anfang wirkten die ZiegelhĂ€user mit WellblechdĂ€chern in Chikowa Ă€rmlich, doch heute wĂŒrden wir sagen: âWow, die haben sich einiges geleistet!â. Man findet immer noch LehmhĂŒtten mit StrohdĂ€chern hier und da, doch die Mehrheit baut ihr Eigenheim aus selbstgebrannten Ziegeln, denn das bedeutet Fortschritt und Entwicklung. ZiegelhĂ€user sind bestĂ€ndiger und Wellblech verrottet nicht, so wie das Stroh, das nach jeder Regensaison gewechselt werden muss. Wer in gute Materialien investiert, hat spĂ€ter weniger Arbeit. Auch im Busch ist der Westen angekommen: Die Leute in Chikowa laufen mit Tastenhandys und Smartphones herum und am Markt dröhnt der neueste Pop-song aus Amerika aus den Lautsprechern. Ich musste zweimal hinschauen, als ich die erste StrohhĂŒtte mit SatellitenschĂŒssel und Solarpanels am Dach sah. Genauso war ich ĂŒberrascht, als meine Tischler ĂŒber das letzte FuĂballmatch in der Europa-Meisterschaft diskutierten oder mir Mr. Zimba von den aktuellen starken Ăberschwemmungen in Europa erzĂ€hlte, die er in den BBC-News gesehen hatte und mich sogar fragte, ob meine Familie auch davon betroffen war. Ein anderes Mal erzĂ€hlte ich einem Kunden, dass ich aus Ăsterreich bin und seine Reaktion war: âOh! Ăsterreich! Dann kennst du sicher Patson Daka! Ein FuĂballspieler aus Sambia, er spielt bei FC Redbull Salzburg!â Ich habâ nur genickt und war so ĂŒberrascht, dass ich gar nicht antworten konnte.
Der erste Eindruck von Chikowa wirkte arm, doch sobald man die Leute nĂ€her kennenlernte, bekam man ein neues Bild. Diejenigen die einen Job hatten und ein regelmĂ€Ăiges Einkommen, konnten sich ein gewisses MaĂ an âLuxusâ leisten und das prĂ€sentieren sie auch sehr gerne. Wir waren zu Besuch bei einem der Tischler und saĂen zusammen im kleinen Wohnzimmer. Das Haus war fĂŒr unsere VerhĂ€ltnisse recht klein, gebaut aus unverputzten Ziegeln, mit gestampftem Lehmboden, doch schaffte Lufeyo seine sechs-köpfige Familie und sein ganzes Hab & Gut hier unterzubringen. In einem Vitrinen-Schrank waren schöne Teller und Töpfe prĂ€sentiert, in der Ecke stand ein kleiner Röhrenfernseher und ganz stolz zeigte er uns seine Stereoanlage, durch die er uns ein sambisches Lied vorspielte. Wir aĂen zusammen Nshima und Fisch, das uns seine Frau zubereitet hatte. Er bot uns Limonade an und seine Kinder lugten aus dem Nebenzimmer unter den TĂŒchern hervor, mit denen der Blick in die anliegenden RĂ€ume verhĂŒllt war. Nach nĂ€herem Kennenlernen mussten wir feststellen, dass seine Familie alles hatte, was sie benötigten um zu leben: ein Haus ĂŒber dem Kopf, genĂŒgend zu essen, Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung. NatĂŒrlich nicht mit dem Standard in Europa zu vergleichen, aber genug um zu leben. Aus ihrer Perspektive wĂŒrden sie sich niemals als arm bezeichnen. In anderen Familien hat der Vater oder die Mutter vielleicht keine Anstellung, doch trotzdem ĂŒberleben sie. In diesem Fall hilft die ganze Familie zusammen und sie leben von dem, was sie anbauen. Wenn die Ernte gut ausfĂ€llt, dann kann eine Familie gut davon leben, das Problem ist nur, wenn durch Ă€uĂere UmwelteinflĂŒsse die Ernte nicht fĂŒr das gesamte Jahr ausreicht, dann heiĂt es hungern oder als Tagelöhner anderweitig Geld verdienen.
Durch diesen lĂ€ndlichen Kontext und die AbhĂ€ngigkeit der Menschen von gutem Wetter fĂŒr die Ernte, bekommt man auch beim Lesen der Bibel eine neue Perspektive. Wenn man in der Sonntagsmesse die Lesung hört und sie spricht vom AussĂ€en der Saat, das Bitten um guten Regen und Hoffen auf reichen Ertrag, bekommt die Bibelstelle in solch einem Umfeld ein ganz anderes Gewicht. Man erlebt hier die Bibel so ursprĂŒnglich und fundamental. Im Vergleich zu Sambia leben wir in Europa inzwischen weit entfernt von dieser RealitĂ€t. Sambia und die Menschen hier kennenzulernen war ein absolutes Privileg fĂŒr uns.
Wir sind total dankbar, dass Helenes Bruder und seine Freundin uns schlussendlich kurz vor unserer Abreise doch in Sambia besuchen konnten. Das gab uns noch einmal die Gelegenheit durch Sambia zu reisen und zum Schluss einen noch weiteren Blick von Sambia zu bekommen. AuĂerdem war es sehr schön unsere LebensumstĂ€nde und Erfahrungen zu zeigen und auf diese Weise auch zu teilen. Das hat uns definitiv auch sehr geholfen alles noch einmal zu reflektieren und aus anderen, frischen Augen zu sehen.
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Unsere ersten Adoptionen – ans Herz gewachsene Erinnerungen
Ein ganz ein besonderer Moment in unserer Mission war, als wir eine Baby Eule vor unseren Katzen retteten und sie kurzzeitig adoptierten. Eines Tages saĂen wir vor unserem Haus und genossen noch die letzten Sonnenstrahlen als wir etwas im GebĂŒsch hĂŒpfen und rascheln hörten. Unsere Katze wurde davon auch ganz hellhörig und wollte sich schon anschleichen. Gerade rechtzeitig erkannten wir zum GlĂŒck, dass es eine Baby Eule war. Sie war ganz zutraulich und lieĂ sich sofort von uns nehmen. Irgendwie war sie aus dem Nest gefallen, konnte aber noch nicht fliegen. Weil wir nicht wussten, wo ihr Nest war, nahmen wir sie fĂŒr die Nacht in unsere Veranda auf und gaben ihr frisches Fleisch. Sie war noch sehr klein und ganz flauschig, sie hatte noch kein echtes Gefieder entwickelt. In der Nacht kamen ihre Eltern neben unsere Veranda und starrten sie durch das Moskitonetz an. Aber auĂer ein paar leiser Laute und ein wenig GehĂŒpfe war sie ganz ruhig. Am nĂ€chsten Tag, als es dann hell war, gingen wir auf Nestsuche. Sogar unsere sambischen Nachbarn halfen uns bei der Suche. Schlussendlich setzten wir sie am Abend an einem hören Ast auf einem Baum ab, wo wir wussten, dass es verschiedene Nester gab. Wenn sie wollte, konnte sie so von Ast zu Ast hĂŒpfend, wieder in ihr Nest zurĂŒckkehren. Am darauffolgenden Morgen war sie nicht mehr da.
Was richtig schwer sein wird, ist der Abschied von unseren Katzen, die uns richtig ans Herz gewachsen sind. Als wir im September 2019 in Chikowa ankamen adoptierten wir 2 Babykatzen, Simba und Charly, von den Comboni Missionaren. Ihre Katzen hatten nĂ€mlich wieder mal ordentlich fĂŒr Nachwuchs gesorgt. Charly bekam ein Jahr spĂ€ter zwei Jungs, BĂ€rli und Balu und unsere Familie wurde somit immer gröĂer. Wir sind zwar sehr traurig sie zu verabschieden, aber wir sind guter Dinge, dass unsere Nachfolger unsere gutmĂŒtigen Katzen mit viel Liebe und vielen Streicheleinheiten verwöhnen werden.
Tischlerei â eine Erfahrung fĂŒr das Leben
Meine letzten Tage in der Tischlerei waren geprĂ€gt von Vorbereitungen und dem Fertigstellen von Projekten. Einerseits musste ich meine Tischler so weit einweisen, dass sie auch ohne mich die Arbeiten fertigstellen konnten und andererseits hatte ich einige Dokumente und Informationen fĂŒr meinen Nachfolger Andrew aus Amerika vorzubereiten, damit er gut ausgerĂŒstet Anfang September in seine Mission als neuer Tischlerei-Manager starten kann.
Unglaublich dankbar kann ich auf eine wertvolle Zeit zurĂŒckblicken, in der ich mich sowohl in meiner Persönlichkeit als auch fachlich in groĂen Schritten weiterentwickeln konnte. Zu Beginn war es nicht immer leicht, denn als ich meine Mission begann, war die Tischlerei bereits zum zweiten Jahr in Folge im Minus. Es stand die Frage im Raum, ob es nicht besser wĂ€re, die Werkstatt zu schlieĂen. Unter diesem Druck konzentrierte ich mich darauf, die Tischlerei wieder auf die Beine zu stellen und schaffte es durch personelle Umstrukturierungen und Ressourcenoptimierungen im ersten Jahr bereits Profit zu erwirtschaften. Am Ende meiner Mission gelang es mir sogar den Gewinn zu verdreifachen, auf das ich wirklich sehr glĂŒcklich bin! Durch die Covid-Situation war es wirklich dringend notwendig, da zu dieser Zeit sogar die Landwirtschaft nur sehr geringe Einnahmen generieren konnte und die Gelder fĂŒr die UnterstĂŒtzung und Erhaltung der Fachschule benötigt wurden. Durch die Einnahmen der Tischlerei konnte das Projekt somit ĂŒber Wasser gehalten werden.
In solch einem Kontext einen Betrieb zu leiten, gab mir die einmalige Möglichkeit verschiedenste Arbeitsbereiche kennenzulernen. Anfangs war ich mir gar nicht sicher, ob das Organisieren und Managen meine Leidenschaft war, doch musste ich mit der Zeit feststellen, dass es mir sehr viel SpaĂ machte. Vor allem mitzuerleben, wie mein ganzer organisatorischer Aufwand und meine Leitung zusammenspielten und meine Zeichnungen und PlĂ€ne schlussendlich zur RealitĂ€t wurden. Jetzt freue ich mich darauf im Oktober mein Masterstudium weiterzufĂŒhren und mit all den Erfahrungen und neuen Ideen motiviert wieder in mein Studium einzusteigen.
Ăbergabe der Vorschule an die Einheimischen â letzte VolontĂ€rin
Wenn man sinnvolle Entwicklungszusammenarbeit macht, dann baut man ein Projekt mit dem Ziel auf, dann wenn es âReifâ ist, an die Einheimischen zu ĂŒbergeben. Nach fast 10 Jahren und der gesammelten Arbeit von 6 Fidesco VolontĂ€ren in der Vorschule, war das Projekt in meiner Missionszeit dann langsam so Reif, dass man die Leitung an die Einheimischen ĂŒbergeben konnte. So durfte ich im letzten halben Jahr, den vom Staat angestellten Direktor darauf vorbereiten und einstimmen die Vorschule mehr und mehr in die Eigenverantwortung zu nehmen. Wie bereits beschrieben sind die Vor- und Volksschule halb kirchlich und halb staatlich und wurden durch die Comboni Missionare aufgebaut. Die Volksschule hat somit einen vom Staat angestellten und bezahlten Direktor der offiziell auch fĂŒr die Vorschule zustĂ€ndig ist. Einen VolontĂ€r können die Comboni Missionare wiederum als Administrator der z.B. Vorschule nach Belieben einsetzten, da sie eben auch halb-kirchlich ist. So war es ĂŒberhaupt möglich die Vorschule, mithilfe von all den VolontĂ€ren, auf so einen guten Stand zu bringen.
Es war sehr schön zu beobachten, dass kein VolontÀr mehr notwendig ist und die Vorschule jetzt nur mehr durch ihre HÀnde geleitet werden kann. Auch, wenn Father Luigi immer noch jederzeit ein Machtwort sprechen könnte, liegt die Schule jetzt in ihrer Verantwortung. Und daraus können sie nur wachsen.
Ein neuer Lebensabschnitt
Nun sind wir nicht nur am Ende dieses letzten Berichtes angekommen, sondern auch ans Ende unserer Mission. Es wird richtig komisch sein, nicht mehr vom Gegacker der HĂŒhner und HĂ€hne geweckt zu werden, dafĂŒr von Autos und Flugzeugen, die wiederrum hier im Busch eine groĂe RaritĂ€t darstellen. Auch wird es komisch sein, diesen besonderen, sehr frischen Geruch von nasser Erde der Regenzeit nicht mehr zu riechen. Das werden wir schon sehr vermissen.
Wir werden beide in Innsbruck zusammenziehen, wo Martin sein Masterstudium in Architektur wiederaufnehmen wird. Voraussichtlich fehlt ihm nur noch ein gutes Jahr bis zum Abschluss. Ich wiederum werde an der FH Gesundheit in Innsbruck als Medien- und Videodesignerin beginnen. Mal sehen was die Zukunft bringt!
Danke!
Und uns bleibt jetzt nur noch ein riesiges Dankeschön auszusprechen. Danke, dass Du einen Teil unseres Weges mit uns mitgegangen bist und durch uns so in Sambia mitgewirkt hast! Danke fĂŒr jeden der uns im Gebet begleitet hat! Danke fĂŒr jede Nachricht und jede BestĂ€rkung, die wir in dieser Zeit bekommen haben! Einfach ein riesengroĂes Dankeschön!
Wir wĂŒnschen alles Liebe und viel Segen!
Helene & Martin
Copyright fĂŒr alle Bilder Helene Danler
Martin und Helene beginnen ihr gemeinsames Eheleben mit einer Mission.
Beide kommen aus Tirol und waren ganz offen, sich ĂŒberall hin schicken zu lassen, da wo sie gebraucht werden. Ihr Missionsland ist Sambia.
- Martin ist Architekt und wird in Sambia am Chikowa Youth Development Centre im Bereich Möbel und Inneneinrichtung kreativ mitwirken. Mit den Einnahmen des Centre soll der Kindergarten in der Mission Chikowa unterstĂŒtzt werden.
- Helene ist Fotografin und wird vor allem im Kindergarten tÀtig sein. Wir freuen uns schon sehr auf Fotos von ihr.
In Chikowa ist ein kleines Team von Fidesco-Freiwilligen an verschiedenen Projekten beteiligt: dem Chikowa Youth Developement Centre CYDC, dem Saint Daniel Kindergarten, der landwirtschaftlichen Produktion und den Missionsprojekten der Comboni BrĂŒder.
Einen Eindruck von der Mission finden Sie im Video:
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