Miriam und Wolfgang Herold (DE)
Brazil,
Conceição do Araguaia
Miriam und Wolfgang Herold waren zusammen mit ihren zwei Kindern in Conceição do Araguaia, einem Bischofssitz mitten im brasilianischen Regenwald.
Im Mittelpunkt der Mission stand zum einen die außerschulische Betreuung von Jugendlichen im Alter von 7 -18 Jahren im Projekt „Emaus“. Zum anderen die Unterstützung und Ausbildung von jungen, schwangeren Frauen mit dem Namen „Sono de Mae“. Die Projekte arbeiteten in einer sehr armen Region mit großen sozialen und wirtschaftlichen Problemen.
Die beiden packten natürlich überall dort mit an, wo es notwendig war. Ob es nun die Renovierung der Räumlichkeiten war oder die Vorbereitung des Weltjugendtages für die Diözese, um die sich Wolfgang fast im Alleingang kümmerte.
Aber lassen wir die beiden selbst zu Wort kommen:
„Emaus.
Mitte Februar kommen die Kinder wieder ins Projekt Emaus. In den Ferien, die an manchen Schulen bis in den Februar reichen, begannen auch die Jahresplanungen. Die Beobachtungsphase im Emausprojekt ist beendet, und konkrete Aufgaben wurden an uns herangetragen. Es geht um die pädagogische und kreative Gestaltung des Programms an zwei Tagen. Es besteht der Wunsch der Direktion, an einem Tag die Freizeitgestaltung der Kinder zu planen und durchzuführen. Der andere Tag soll ein sogenannter Missionstag sein. Mission heißt in diesem Fall, den Kindern den christlichen Glauben zu erschließen. Im Austausch mit verschiedenen Personen vor Ort und durch unsere Beobachtungen konnten wir feststellen, dass hier christlicher Glaube häufig mit Emotionalität gekoppelt ist.
Lateinamerika ist für sein offenes Bekenntnis zum christlichen Glauben bekannt. Insgesamt ist der Glaube im Alltag überall sichtbar vorzufinden. Im Supermarkt läuft Lobpreismusik, es befinden sich viele biblische Schriftzüge an Häusern, auf T-Shirts und auf den Autos. Sehr häufig ist auf den Windschutzscheiben zu lesen: „Dieses Auto ist ein Geschenk Gottes“. Sehr wenige Personen kennen aber die Bibel detaillierter oder können mit den Worten der Bibel so umgehen, dass sie eine Lebensorientierung für den Alltag haben, der über den Eigennutzen hinausgeht.
Von Montag bis Mittwoch bekommen die Kinder regelmäßig Nachhilfeunterricht. Donnerstags haben die Kinder frei verfügbare Zeit zur sogenannten „recreation“ – zu Sport und Spiel.
Diese Zeit, in der die Kinder bisher auf ihre wenigen eigenen Ideen angewiesen waren, werden wir nun gestalten.“
„Miriam wurde für „Sono de Mae“, auf Deutsch „Traum einer Mutter“, ein Projekt für schwangere Frauen angefragt, was wir im letzten Brief bereits erwähnten. Dieses Projekt besteht in dieser Stadt erst seit einem Jahr und wurde vom Bischof in Zusammenarbeit mit einer Fidesco-Volontärin hier begonnen.
Sono de Mae möchte angstvollen und entmutigten schwangeren Frauen, die zumeist sehr jung (zwischen 11 und 19 Jahren) und in schwierigen Situationen die Schwangerschaft kaum oder gar nicht annehmen können, helfen. In Brasilien sind 26% der schwangeren Frauen zwischen 15 und 19 Jahren, und hier im Süden von Para ist sogar ein Drittel der Frauen unter 19 Jahren.
Sono de Mae – Traum einer Mutter – so heißt es in einem brasilianischen Marienlied, und es ist auch so, dass hier Maria zum Vorbild genommen wird. Auch sie war sehr jung. In großem Vertrauen hat sie „Ja“ gesagt, obwohl sie um die Risiken wusste, die eine solch unerwartete Schwangerschaft mit sich bringen kann. (Ihr Verlobter könnte sie verlassen, die materielle Absicherung des Kindes war nicht gewährleistet, und so manch andere Sorge hätte sie belasten können.) Sie vertraute demütig darauf, dass Gott weiß, welche Pläne er für sie hat, „Pläne des Heils und nicht des Unheils“ (aus Jeremia 29, 11ff ). Sie wusste, dass er jeden Tag mit ihr gehen und ihr helfen würde.
„Im Projekt „Traum einer Mutter“ werden die jungen Schwangeren verstehen“, so heißt es im Ausbildungsheft für die Mitarbeiter des Projektes, „dass Gott ihnen heute in ihrem Leben dieselbe Frage stellt wie Maria: „Nimmst Du dieses Leben an, dass ich Dir anvertraue? Wirst Du ja sagen?“ und ihnen die Erfahrung des Glaubens schenken möchte: „Ich bin jeden Tag mit Dir.“ So könnte man auch das Ziel der Arbeit mit den Frauen beschreiben: Zunächst bekommen sie ganz materielle Hilfe, indem sie eine Erstlingsausstattung nähen und das benötigte Material geschenkt bekommen. So lernen sie auch, ihr Kind wahrzunehmen, da sie darüber nachdenken, was es brauchen könnte. Zuhause zeigen die Mütter stolz, was sie angefertigt und mit Borten oder Stickerei verziert haben und wachsen so langsam in ihre neue Rolle als Mutter hinein. Des Weiteren erleben sie im Projekt, dass sich die Mitarbeiterinnen über das Kind freuen und sie bestärken. Sehr wichtig sind hierfür auch die Besuche der einzelnen Mütter, über die sich diese sehr freuen. Die Vorträge zu verschiedensten Themen, wie Ernährung des Kindes, Phasen der Schwangerschaft, Ablauf einer Geburt, die Würde der Frau, die Entwicklung des Embryos und viele weitere werden von den unwissenden Müttern meist dankbar aufgenommen. Zudem kommen die Mütter mit unterschiedlichen Referenten in Kontakt, z.B. einem Arzt, einer Krankenschwester, einem Mitarbeiter einer Gesundheitsbehörde oder einem Pfarrer. So ist die Hürde, das Krankenhaus, bestimmte Behörden oder bestimmte kirchliche Projekte, wie das Pastoral da Crianca, das arme Familien unterstützt, aufzusuchen, nicht mehr so hoch.“